4 Fragen an Carola Laun vom Kinder & Jugend Marketing Kontor
Carola Laun ist Coach und Dozentin der Influencer Marketing Academy (IMA) sowie Gründerin und Leiterin des Kinder- und Jugendmarketing Kontors. Carola gilt als Expertin, wenn es um die Ansprache junger Zielgruppen geht. Sie berät Unternehmen und Organisationen, konzipiert und moderiert Workshops und Veranstaltungen und vermittelt ihr Wissen in Seminaren. In einem Interview verrät sie, warum Unternehmen Kinder und Jugendliche als Zielgruppen nicht unterschätzen sollten.
1. Frau Laun, Sie beraten Unternehmen, die gezielt Kinder und Jugendliche mit ihren Botschaften erreichen möchten. Welche Altersgruppe ist gemeint, wenn man von Jugendlichen spricht?
Die Phase der Jugendlichkeit beschreibt den Prozess eines Menschen vom Kind zum Erwachsenen. Die Grenzen hierbei sind fließend, weshalb eine zeitliche Zuordnung nicht immer sinnvoll und notwendig ist. Hinzu kommt, dass diese Lebensphase in den letzten Jahrzenten einen großen Wandel erlebt hat: Galten früher Wissen und Lebenserfahrung als erstrebenswerte Merkmale, sind es heute jugendliche Qualitäten wie Flexibilität, Neugierde, Affinität für neue Techniken und digitale Prozesse. Jugendlichkeit hat sich zur Leitkultur der Gesellschaft entwickelt und die Jugendphase nach vorn und hinten ausgedehnt. Grundschulkinder wie auch Erwachsene orientieren sich an der Jugend und wollen diesen Zustand möglichst bald herbeiführen, bzw. lange erhalten. Für Marketingtreibende bedeutet das, Marken sollen und müssen sich jünger und innovativer präsentieren, um in der Mitte der Gesellschaft anzukommen.
2. Kinder und Jugendliche haben noch nicht die Kaufkraft von Erwachsenen und gelten als sprunghaft in ihren Entscheidungen. Warum sind sie trotzdem so wichtig für Marketingtreibende?
Wie wir aufwachsen prägt unser gesamtes Leben. Marken, mit denen wir in unserer Kindheit positive Erfahrungen gemacht haben, begleiten uns oft ein Leben lang. Bei unseren Einkäufen setzen wir bei vielen Produkten auf Altbewährtes und wissen die emotionale Verbundenheit und Sicherheit einer Marke zu schätzen. Marketingtreibende profitieren außerdem von den „vielen ersten Malen“, welche sich besonders stark im Gedächtnis verankern und zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen. Doch auch als relevante Käufergruppen und Mitentscheider bei Anschaffungsfragen sind Kinder und Jugendliche nicht zu unterschätzen. Schon sechs- bis 13-jährige haben monatlich mehr als 26€ Taschengeld zur Verfügung, plus fast 200€ Geldgeschenke jährlich zu Weihnachten und Geburtstagen. Jugendliche können weitgehend autonom über ihr Einkommen verfügen und mit Nebenjob und Ausbildungsvergütung aufpolstern. Und sie beeinflussen auch Familienentscheidungen. Das reicht vom Schokoaufstrich bis zum Auto. Eltern lassen sich von ihren häufig gerade in technischen und modischen Dingen besser informierten Kindern beraten und auch andere Menschen des direkten Umfelds werden von Kindern und Jugendlichen in Konsumfragen beeinflusst.
3. Influencer Marketing ist bereits in vielen größeren Unternehmen fester Bestandteil der Markenstrategie. Welche Marken eignen sich für die Zusammenarbeit mit Influencern?
Generell eignet sich Influencer Marketing für fast alle Branchen. Natürlich gibt es Unterschiede bezüglich derKanäle. Konsumartikel, die sich optisch gut in Szene setzen lassen und wenig Erklärung benötigen, sind auf Instagram besser platziert als erklärungsbedürftige Bildungsangebote. Auch Non-Profit-Organisationen, die keine physischen Produkte anbieten, können mit authentischen Influencern Botschaften verbreiten und so in das Relevant-Set von jungen Menschen gelangen. Egal welche Marke eine Influencer Kampagne aufsetzt, es gilt immer, dass wertvolle Inhalte mehr honoriert werden als plumpe Slogans. Und bei der Content-Erstellung sollten Sie den Influencern vertrauen, die wissen nämlich am besten, was ihre Fans von ihnen sehen möchten.
4. Was müssen Influencer tun, damit junge Leute auch Inhalte mit Markenkooperationen ansehen?
Für die Erstellung von eigenem Content ist es wichtig, dass die Influencer freie Hand bei der Umsetzung ihrer Projekte haben. Authentisches Auftreten und Kommunikation auf Augenhöhe sind das A und O einer erfolgreichen Kampagne. Influencer tun sich keinen Gefallen mit versteckten Werbebotschaften, vielmehr sollten sie auf Transparenz setzen und ihren Fans gegenüber offen sein. Außerdem sollten sie sich nicht zu weit außerhalb ihrer Nische begeben und nur mit Unternehmen kooperieren, deren Werte sie vertreten und deren Produkte sie überzeugend präsentieren können. Die Follower werden es merken, wenn die Influencer sich unwohl fühlen, was den gegenteiligen Effekt der Kampagne erzielen würde.
Für eine erfolgreiche Influencer Kampagne ist es wichtig, dass sich Influencer und Marketingverantwortliche auf einer Ebene treffen, gegenseitig von einander lernen und realistische Ziele setzen.